Warum in die Ferne schweifen? Ganz einfach, weil es uns näher bringt! Schlussendlich befinden wir uns selbst on Earth auf einer Reise fernab unserer Heimat. So richtig vor Augen geführt wurde mir das wiedereinmal bei unserem New York-Trip im November:
Den typischen New Yorker beschreiben könnte ich nicht. Zuviele verschiedene Kulturen befinden sich auf diesem winzigen Fleck Großstadt. Gerade deshalb, und nicht zuletzt durch Reizüberflutung an Leuchtreklame, kommt der menschliche Prozessor in diesen Gassen kaum zur Ruhe. Er wird an seine Grenzen gebracht. Money has taken over this city – und diesem Sog kann sich kaum einer entziehen. Doch ein kurzer Sprung in den Hurrican macht mich stärker – also wage ich ihn. Zudem entdecke ich Neues.
New York
In New York leben Menschen verschiedenster Art ohne zum Einheitsbrei zu verschmelzen. Unterschiedliche Gehaltsstufen und Werte (wobei das eine das andere nicht bedingt) laufen Seite an Seite. Keiner schaut den Anderen schräg an, im Gegenteil: Selbst die Millionärin steigt mit Pelz & Pumps routiniert über den bettelnden Penner. Vielleicht sind viele hier bereits abgestumpft. Ich weiß es nicht. Ich entscheide ich mich dafür, mich bewusst dem Großstadtflair zu stellen. New York lehrt mich dabei vor allem Eines: Gelassenheit, die verschiedenen Verhaltensweisen anzunehmen und für mich selbst eine Wahl zu treffen.
Immer wieder ertappe ich mich zwischen fasziniert und schockiert. Hier Rohkost – da Burger, hier Macht – da Ohnmacht. Gebäuderuine grüßt Glitzerpalast, Einmal Lippen Aufspritzen in 5 Minuten steht dem Werbeschild Sei ganz du selbst durch YOGA-Style gegenüber. Im Tauziehen zwischen entweder-oder, entscheide ich mich für sowohl-als-auch. Warum nicht eine neue Mischung kreieren, die genau zu mir passt. Warum nicht von jedem ein bisschen lernen und ein eigenes Rezept draus machen?
Werbeflut“/New York scheint mir dabei gar nicht mehr so fremd. Überall entdecke ich ein Stück von mir und viele Möglichkeiten. Was ich nicht möchte, lehne ich dankend ab. Was mir fehlt, ist Natur. New York ist somit auf Dauer nichts für mich. Auf den wenigen Bäumen die ich entdecke, tummeln sich Eichhörnchen und ein paar Vögel. Zum größten Teil ist das Bankenviertel jedoch von Tauben besetzt. Auch die grüne Lunge, wie der Central Park genannt wird, erscheint mir im Verhältnis zu den Bauten eng. Heimweh kommt auf und zugleich Wertschätzung für all unsere herbstlich bunten Wälder.
Wie schafft es ein Mensch, hier dennoch lebendig zu bleiben?
Als ich abends beim Sonnenuntergang auf die Skyline blicke, empfinde ich Wärme. „Komisch“, denke ich mir, „wie kann ich all die tausend Lichter als schön empfinden?“ Die Antwort kommt prompt. „Das sind wir. Menschen. Und sie zeigen dir, was in uns steckt – soviel mehr als das…“ Oh ja, ich beginne zu begriefen. Auch meine Grenzen hat New York gesprengt. Ich durfte an einer der bekanntesten Ballettschulen der Welt tanzen und habe trotz Körpergröße und Alter bestanden. Ich habe Dinge ausprobiert, die ich mir nie zugetraut habe und über Dinge gelächelt, über die ich mich zuvor geärgert hätte. Ich habe gelernt nein zu sagen und zugleich eine Wahl getroffen, wie ich Leben möchte. Dahinter standen immer Menschen, die wie so oft im Leben, mein Katalysator und Spiegel waren. Ich danke Ihnen von Herzen und zwinker New York zum Abschied zu…“für die Zukunft wünsch ich Dir ein Stück mehr Natur.“
In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Ferne und zugleich schön, wieder zuhause zu sein.
Dunja & Maik
Filmtipps für Weltenbummler oder die, die damit liebäugeln:
GLOBAL HOME (Ferne Menschen)
ein Film von Eva Stotz
Couchsurfing – viele kennen den neuen Trend oder haben schon davon gehört. Auch als Eva Stotz von diesem Online-Netzwerk erfährt, wird die Neugierde der Filmemacherin geweckt. Schlafplätze rund um den Globus, mitten im Leben wildfremder Leute? Das gilt es näher anzuschauen. Gesagt – getan. Eine E-Mail genügt und das Schlafplätzchen im fremden Land ist gesichert. Vom Internet geht es hinaus in die Welt mit der Kamera im Gepäck. Was verschlägt eine britische Umweltaktivistin in die Westbank und eine tanzwütige Brasilianerin in die türkische Provinz? Und wer ist der Mensch in San Francisco, der Couchsurfing gegründet hat? GLOBAL HOME gewährt Einblicke in fremde Leben und erzählt von faszinierenden Menschen, die die Globalisierung und das Internet als Chance für mehr Miteinander begreifen. Ein Film über eine aufregende Art des Reisens, die Gast und Gastgeber gleichermaßen verändert.
BLINDSIGHT (Ferne Landschaften)
ein Film von Lucy Walker
Sabriye Tenberken ist deutsche Tibetologin und blind. Vor über zehn Jahren hat sie eine Schule für blinde Kinder in Tibet aufgebaut und entwickelt nun mit Erik Weihenmayer, dem ersten blinden Bergsteiger und Bezwinger des Mount Everest eine fast unglaubliche Idee: mit sechs blinden Schülern auf den 7100 Meter hohen Lhakpa Ri im Himalaya zu steigen. Aus Wunsch und Wagnis wird Wirklichkeit. Regisseurin Lucy Walker begleitet die vier Jungen und zwei Mädchen bei der Vorbereitung und beim schwierigen Aufstieg. Auf dem Pfad zum Gipfel durchleiden sie Grenzerfahrungen, die sie stark machen für eine ungewisse Zukunft. Blinden Menschen in Tibet fehlt es an sämtlichen Mitteln, an Unterstützung, Verständnis, medizinischer Versorgung und Zukunftsaussichten. „Sogar an der Blinden-Schule konnte man kaum glauben, dass Erik so eine große Herausforderung gemeistert hatte“, sagt Lucy Walker. Ein Film der alle Beteiligten veränderte.
„BLINDSIGHT“ ist auf DVD im Cosmic Cine Shop erhältlich
Neuland (Ferne Kulturen)
Ein Film von Anna Thommen
Sie sind weit gereist – per Flugzeug, Zug, Bus oder Boot. Jetzt finden sie sich in der Integrationsklasse von Lehrer Christian Zingg in Basel wieder, wo Jugendliche aus aller Welt innerhalb von zwei Jahren Sprache und Kultur unseres Landes kennenlernen. Unter ihnen der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan, der das Meer in einem Schlauchboot und die Berge zu Fuss überquert hat. Wie er hoffen alle, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre Träume leben zu können. Der Lehrer macht sich und ihnen jedoch keine Illusionen darüber, dass es schwierig ist, in einem fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden. Gleichwohl wird Herr Zingg nicht müde, den Glauben seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu stärken. Anna Thommens an zahlreichen Festivals ausgezeichneter Dokumentarfilm öffnet den Blick in eine Welt, die man so kaum kennt. Gekonnt verwebt die Regisseurin das Thema Integration und Kulturellen Wandel in einer einfühlsamen Geschichte
Weitere Filme für ein sinnerfülltes Leben findest du auf der Online-Filmplattform PANTARay zum streamen oder als DVD im Cosmic Cine Filmfestival Shop.